Die Kinderstadt Mini-Nippes hatte kaum wieder ihre Tore auf dem Gelände des ESV Olympias in Nippes geöffnet, da gab es auch schon am zweiten Tag einen ungeheuerlichen Falschgeldalarm. Die Nachricht verbreitete sich blitzschnell: Jemand hat Falschgeld in Umlauf gebracht! Das waren die ersten „Blüten“ seit 5 Jahren Mini-Nippes. Schnell wurde die Bank der Kinderstadt zum Dreh- und Angelpunkt des Geschehens. 160 Kinder im Alter zwischen 9 und 12 Jahren, 44 jugendliche Teamer und die Menschen aus dem Organisationsteam wollten dort alle die gefälschte 50-Nippi- Geldnoten sehen. Und der Fälscher hatte sich richtig Mühe gegeben: nur das Papier war etwas dicker und rauer als bei den Originalgeldscheinen. Und wieder einmal wurde allen Beteiligten klar: Die Kinderstadt ist ein Spiegelbild der Gesellschaft.
Jedes Jahr in den ersten beiden Ferienwochen regieren Kinder ihre Stadt mit dem Namen Mini-Nippes. Nach der Wahl des Bürgermeisters am ersten Tag treten die Erwachsenen in den Hintergrund und haben nur noch beratende Funktion – und das auch nur, wenn der Bürgermeister sich beraten lassen möchte. Immer wieder erstaunlich ist, wie gut Kinder Demokratie und wirtschaftliche Zusammenhänge durchschauen und diese gekonnt ausüben. Wahlversprechen werden in aller Regel umgesetzt. Korrekturen und Probleme werden in der Bürgerversammlung mit allen Kindern diskutiert und Lösungen demokratisch abgestimmt. So wird zum Beispiel überlegt, wie das Finanzamt aus der Pleite geführt oder wie Gerechtigkeit in der Warteschlange am Jobcenter hergestellt werden kann. Mancher Politiker in der Erwachsenen-Welt könnte sich davon eine Scheibe abschneiden.
Die Nippis, die Währung der Kinderstadt, werden gerne verdient und natürlich auch ausgegeben. In der Bäckerei, der Schreinerei, der Modewerkstatt und vielen anderen Betrieben wird eifrig produziert. Die Bank und das Finanzamt zahlen die Löhne aus. So herrscht ein lebendiges Treiben in der Kinderstadt. Doch manche jungen Bewohnerinnen und Bewohner sind auch noch extrem geschäftstüchtig und gründen gleich ihren eigenen Betrieb. So entstehen dann kurzerhand eine Sandwichbar, ein Hotdog- oder Popcornstand. Bei der Betriebsgründung sind schon am selben Tag Steuern fällig. Da legen sich die jungen Betriebsgründer kräftig ins Zeug. Dieses Jahr herrschte echter Konkurrenzkampf, denn zwei Crêpestände und zwei Sandwichbars machten sich Konkurrenz. Da wurde dann auch mit harten Bandagen gekämpft. Jemand kaufte beispielsweise alle Vorräte im Baumarkt auf, damit die Konkurrenten nicht genug produzieren konnten. Das nennt man wohl Marktwirtschaft pur.
Und noch etwas Besonderes hat die Kinderstadt: sie ist eine „erwachsenenfreie Zone“. Nur die Erwachsenen des Teams dürfen auf den Platz. Für alle anderen gilt: ein Besuch bei Mini-Nippes ist nur mit einer Stadtführung durch eines der Kinder möglich. Dies gilt für alle: egal ob Eltern, Pressevertreter, Sponsoren oder Anwohner und Neugierige. Ein Stadtführerkind begann seine Führung mit dem treffenden Satz am Tor: „Ein kleiner Schritt für die Kinder, ein großer Schritt für die Erwachsenen.“ Die Kinder begleiten auf den Touren die Erwachsenen und erklären ihnen ihre eigene Stadt. Nach so einer Führung landen die Besucher mit einem strahlenden Gesicht wieder vorne am Tor. Auch die Anwohner der Werkstattstraße bekommen jeden Mittag etwas geboten. Dann startet die kleine Völkerwanderung zu Ot Werkstattstraße, wo das Mittagessen in zwei Schichten eingenommen wird. Das Mittagessen wird täglich von Köchen frisch zubereitet.
Bei herrlichem Wetter lässt es sich in der Zeltstadt Mini-Nippes gut leben, die am Wochenende vor den Ferien von den Teamern, aber auch unzähligen Eltern und Kindern aufgebaut wurde. Mini-Nippes ist mittlerweile zu einem Identifikationsprojekt im Viertel geworden und wird von vielen „Fans“ mitgetragen. Materialspenden aus Betrieben in Nippes und von Eltern unterstützen das Projekt kräftig. Finanziell gefördert und unterstützt wird Mini-Nippes 2018 vom Landschaftsverband Rheinland, den Kirchenkreisen Köln-Mitte und Köln-Nord, der Bezirksvertretung Nippes, der Sparkasse Köln und der AWB. Ohne diese Unterstützung wäre das Projekt Kinderstadt Mini-Nippes nicht möglich, denn die Elternbeiträge sollen für alle Familien erschwinglich sein.
Verantwortlich und Träger der Kinderstadt sind als Kooperationspartner die Evangelische Kirchengemeinde Nippes und die ev-angel-isch gGmbH, die das Projekt nun schon im fünften Jahr gemeinsam durchführen. Auf die Frage einer Besucherin, ob Mini-Nippes im nächsten Jahr wieder stattfinden wird, waren dieses Jahr im Organisationsteam nur verwirrte Gesichter zu sehen. Das ist doch keine Frage, steht für die vielen Helferinnen und Helfer fest: „Mini-Nippes for ever“.